Gaming für alle

03.02.2020

Sebastian Chlup und Korbinian Christl haben im Rahmen des Praktikums ihres Masterstudiums Medieninformatik Minecraft so reprogrammiert, dass Menschen mit schweren physischen Behinderungen Minecraft nutzen können.

In Kooperation mit dem FH Technikum haben die beiden Studenten Sebastian Chlup und Korbinian Christl unter der Leitung von Univ.-Prof. Helmut Hlavacs Minecraft reprogrammiert, um das Spiel ebenso Menschen mit schweren physischen Behinderungen zugänglich zu machen. Sebastian Chlup erzählt im Interview mehr dazu:

Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?

Die Idee zu barrierefreiem Minecraft kam ursprünglich aus der Forschungsgruppe » Entertainment Computing an der Uni Wien, die sich u.a. intensiv damit beschäftigt, Gaming bzw. Entertainment allen Personengruppen zu ermöglichen (Applikationen für Menschen mit physikalischen Behinderungen, Menschen mit Sehbehinderung etc.).

Herr Christl hat bereits im Sommersemester 2019 an einem Mod für Mincraft in diesem Bereich ein Praktikum gemacht. Dabei ging es darum, ob Eye-Tracking eine mögliche Lösung für Menschen mit starker körperlicher Behinderung darstellt. Die Idee kam damals von Professor Hlavacs. Ich habe mich zu der Zeit mit einem anderen Thema beschäftigt und kam erst im Wintersemester 2019 dazu.

Dieses Wintersemester 2019 wurden wir darum gebeten, das Spiel für eine spezifische Person (Felix) mit körperlicher Behinderung zugänglich zu machen. Er kann nur jeweils zwei Finger pro Hand und seinen Kopf bewegen, was für komplexere Spiele, die viel Interaktion über verschiedene Inputs erfordern, eine sehr starke Einschränkung ist. Folglich haben wir entschieden, ihm alle Optionen über eine Umschaltefunktion zur Verfügung zu stellen, wodurch es möglich ist, mit nur drei Buttons und einem Touchpad oder FLipMouse alle relevanten Aktionen auszuführen. Das ist der Hintergrund der Idee für dieses Setup. Dabei unterstützt uns neben Prof. Hlavacs auch noch die FH Technikum - und besonders Christoph Veigl, der uns die FlipMouse zur Verfügung stellt und mit Rat und Tat zur Seite steht.

Welche Zielgruppe hat das Projekt, also für welche Menschen mit welchen physischen Behinderungen ist es gedacht?

Die Zielgruppe selbst ist vielfältig und die Art der Lösung kann je nach Person variieren. Generell ist es wichtig, dass die Person die Möglichkeit hat, auf irgendeine Art und Weise die Maus zu steuern - sei es über Touchpad, die FLipMouse mit dem Mund, Eye-Tracking oder Ähnliches. Kann sie dann noch über drei verschiedene Inputs mit dem Computer interagieren, fällt sie in die Zielgruppe. Bei Felix sind es z.B. speziell angeordnete leichtgängige Hebel.

Warum es ist bedeutend, diesen Menschen den Weg zu Minecraft zu öffnen?

Minecraft für diese Zielgruppe zu öffnen, bietet die Möglichkeit, sich auszuleben und mit einer virtuellen Welt auf eine Art zu interagieren, die ihnen in der realen Welt verwehrt bleibt. Sie können z.B. laufen, springen und schwimmen, was für sie in der Realität nicht möglich ist. Auch der Bau von Gebäuden wird so ermöglicht. Im tieferen Sinne ist es das Ziel, ihnen dadurch ein gutes Gefühl zu vermitteln und sie über ihre Einschränkungen hinaus zu befähigen, Alltagserfahrungen ohne Assistenz zu machen. Des Weiteren bietet es ihnen eine zusätzliche Möglichkeit, sich zu integrieren und mitzureden.

 

Ein Video zum aktuellen Prototypen lässt sich auf » YouTube finden.